Sonntag, 1. Mai 2016

Call me "Vintage"


Mir fällt immer wieder auf, wie old-fashioned ich bin.....oder vintage.....oder retro....oder grunge.
Whatever.

Auszug aus meinem Leben:

Heute scheint endlich die Sonne.
Bedauerlicherweise bekommen das die anderen Mitmenschen auch mit und gehen in Horden durch die Botanik.
Noch schlmmer: heute ist der 1. Mai.
Also werden alte Fahrräder aus dem Keller geholt, ein kleiner Hänger wird hinter das Rad geklemmt und dann geht´s los Richtung Grillplatz.

Grundsätzlich bin ich ein toleranter Mensch.
Aber manchmal kippt mein Schalter.

Ich denke mir also, dass ich mit meinen Hunden irgendwo Richtung Land fahre, damit ich dort meine Ruhe habe.
Ich habe ein Fleckchen ausgesucht, das ich liebe und immer gern besuche.
Hier gibt es Felder und Bauernhöfe. Hier sehe ich regelmäßig Rehe und Schmetterlinge fliegen um unsere Nasen.
Hier atme ich durch.
Hier tanke ich auf.

Meine Hunde können hier frei laufen und durch den Bach pesen, bis jedes Haar nass geworden ist - dann suhlen sie sich im Sand und ich sehe Glück durch ihre Augen.
Und ich grinse, denke nicht an mein armes Auto, das wieder aussehen wird wie Sau, sondern freue mich über die Ausgelassenheit meiner Vierbeiner.

Ich also voller Vorfreude da hin.

5 Minuten geht es gut. Dann kommen die ersten Radrambos.
Glaub mal nicht, dass diese Leute es für nötig halten, etwas Rücksicht auf meine Hunde zu nehmen.
Nope!
Man fährt mittig auf der Straße und ich muss meine Hunde und mich in die letzte Ecke stellen.
Wenn Blicke töten könnten!

Keine 3 Minuten später kündigt sich bereits die nächste Radfamilie an.
Ich höre bereits die laute Musik und denke nur:" Hä? Da kommt doch nur eine junge Familie mit einem Kind.....die werden doch wohl nicht...!".

Doch. Haben sie.
Der coole Dad hat seine Mucke volle Dröhnung dabei, Kind fährt mit Rädchen stramm daneben, Mama hinkt mit 2. Kind etwas hnterher.

Meine Hunde sind leicht angekratzt, weil die Musik dermaßen laut ist, als sie an uns vorbei fahren.

Ich drehe mich um.
Wie soll man denn von Kindern erwarten, dass sie leise sind, dass sie auch mal die Stille genießen können, geschweige denn, dass sie die Natur aktiv erleben, wenn die Eltern so miese Vorbilder sind?
Muss man wirklich SO so cool sein?
Echt jetzt?

Diese Kids sehen keine Rehe.
Sie nehmen auch die blühenden Bäume und Sträucher nicht wahr.
Sie hören nicht das Summen der Bienen oder den empörten Ruf des Rabens.

Das ist die Welt von heute.
Laut.
Egoistisch.
Oberflächlich.
Begrenzt.
3D - aber nur auf dem Bildschirm.

Mich macht das traurig.
Das ist nicht meine Welt.
Ich bin anders. Schon immer gewesen.
Ob das gut ist, weiß ich nicht. Aber ich komme mit mir klar. Und es gibt einige Exemplare um mich, die dies auch tun. Und ähnliche Vorstellungen und Werte haben.

Ich muss nicht immer reden.
Ich kann auch über lange Zeit durch die Welt schlendern ohne ein Wort zu sagen.
Aber das muss man aushalten als mein Begleiter.
Und das haben viele verlernt, weil wir ja immer so furchtbar entertained werden müssen.
Wir brauchen Bespaßung, um nicht in unsere eigenen Tiefen schauen zu müssen.
Immer schön oberflächlich. So macht das Leben mehr Spaß.
Und kann man das nicht von alleine so gut, dann gibt es ja den Freund Alkohol.

Den findet man heute im Hänger hinter dem Rad.
Was wäre der 1. Mai ohne Grill, Gedöns, Getöns und Getränk?
Super, wenn man so alte Feiertage für solche Sauftreffs nutzen kann.
Dass man eine Vorstellung über die Bedeutung eines solchen Tages hat, das erwarte ich schon lange nicht mehr......

Der ersehnte ruhige Lauf war heute nix.
Meine Fellnasen konnte ich nicht für 5 Minuten ableinen.
Da, wo ich sonst immer Stille fand, da war ich heute leicht angepieselt vorzufinden.
Nach einer halben Stunde befanden wir uns alle wieder im Auto, erschöpft und angenervt von diesem Spießrutenlauf.

Ich biege auf die Hauptstraße.
Mitten auf der Straße läuft ein ca. 20 - 25 Jahre alter Kerl mit einer Bierflasche entlang. Rechts von ihm auf dem Bürgersteig der Rest seiner Kumpel. Natürlich mit Bollerwagen.
Als er mich hört, dreht er sich um und geht auf das Rasenstück rechts von der Straße, um mich passieren zu lassen.
In dieser Zeit versucht einer seiner Kumpel ein Kunststück und fliegt in den Graben, der Bürgersteig von Straße trennt.
Ich schüttel den Kopf und fahre langsam dran vorbei.
Im Rückspiegel sehe ich, dass der Straßentyp wieder mitten auf der Straße spazieren geht.
Weil - ist ja cool. Glaubt er.
Und in der Horde müssen Kerle ja immer noch viel cooler sein....

Gedanken......

Ich bin nicht cool. Ich bin vintage.
Und ich bin froh darüber.
Ich brauche so einen Mist nicht, um mich grandios zu fühlen.
Um Anerkennung zu bekommen.
Um akzeptiert zu werden.
Ich habe andere Dinge, die mir wichtig sind und die mir Spaß machen.

Ich bin gern die Rampensau in meinen Kursen gewesen.
Ich mochte auch da gern die Musik auf full power.
Ich liebe auch jetzt noch laute Musik.

Aber genauso gern habe ich die Ruhe, die Stille.
Ich will erfühlen, riechen, hören, sehen, wo ich mich gerade befinde. All das soll nicht an mir vorbei rauschen.

Action und Rest - im Sport zu finden. Ganz wichtige Elemente, die ich meinen Ladys auf´s Auge drücke.
Doch diese Elemente sind nicht nur im Sportalltag wichtig.
Sie sollten in Deinem gesamten Leben ausgewogen vorhanden sein.

Aber dies ist nur meine Meinung.
Und, wie gesagt, ich bin vintage :-)

Doch vielleicht solltest auch Du ein wenig Mut zum old-fashioned style haben.

Mut zum Anderssein.
Ich mag das.
Denn nur so kann man die Welt ein wenig verrücken....

In diesem Sinne......

....sshhhhhhhhh



1 Kommentar:

  1. Mir aus der Seele gesprochen... auch vintage oder old-fashioned und stolz drauf!
    Danke Anne!

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