Mittwoch, 27. April 2016

Slave of numbers




Kleidergröße.
Zahl auf der Waage.
Körperfettanteil.
Kalorien.
Wiederholungszahl einer Übung.
Gewicht auf der Hantelstange.
Sprintgeschwindigkeit.

Zahlen bestimmen viele Ladys.
Wir lassen uns davon bestimmen, wie wir uns fühlen: dick oder dünn. Stark oder schwach. Fit oder fett.

Viele Ladys ketten sich geradezu an ihre persönliche Zahl.
Ist der Zeiger auf der Waage um einige Zentimeter nach rechts verschoben, gibt es eine Panikwelle.
Schließt die Lieblingsjeans nicht mehr fluffig, rennen sie den ganzen Tag mürrisch und hungrig durch die Weltgeschichte.

Ich kann das verstehen - es ging mir lange Zeit ganz genau so.
Und das ist anstrengend.
Nicht nur für Dich, auch für Deine Umwelt.

Es ist eine harte Nuss meinen Kundinnen beizubringen, dass die Zahl auf der Waage geradezu nichtssagend ist.
Natürlich ist es so, dass bei einer stark übergewichtigen Person der Zeiger in eine andere Richtung rutschen muss, wenn sie die Ernährung umstellt und langsam mit dem Sport beginnt. Dann ist eine regelmäßige Kontrolle sicher richtig und auch motivierend.
Doch oftmals habe ich recht schlanke Ladys bei mir, die wenig Muskeln haben und von einem definierten Körper träumen.
Jene Damen muss ich dann in ihrem "Wiegwahn" sehr bremsen, da in diesen Fällen der Zeiger nicht das zeigt, was am Körper passiert.
Ich kann zig Mal erzählen, dass Muskeln nun mal mehr wiegen als Fett, dafür aber "platzsparender" sind, d.h. Du siehst schlank und muskulös aus und hast trotzdem mehr Kilos drauf als vorher.
Trotzdem hält sich die Panik eisern, denn wenn man weniger wiegt, ist das ein absolutes Erfolgserlebnis. Tut sich da nichts auf der Waage oder aber sie zeigt sogar mehr an, dann bekomme ich als Coach oft das große Jammern zu hören.

Diese Abhängigkeit von Zahlen geht dann weiter zur Kleidergröße, die sich ebenfalls verändern kann, wenn Du Muskeln aufbaust.
Ich habe bereits einige meiner Lieblingshosen "gesprengt" und bekomme sie einfach nicht mehr über Oberschenkel oder Hintern. Ich habe mich totgelacht, als ich meine unsinnigen "Und-ich-krieg-dich-da-drüber" - Ziehversuche im Spiegel gesehen habe. Klar hat mein Herz geblutet, weil ich diese Hosen echt geliebt habe. Aber gleichzeitig war ich enorm stolz darauf, endlich aus meinem verdörrten Klapperhähnchenkörper entflohen zu sein. War harte Arbeit - hat sich gelohnt Also Haken hinter, Hosen weg und mega gefreut. Fertig.

Die meisten Ladys können das nicht so leicht nehmen.
Auch hier ist der Vergleich mit anderen ganz groß. Dann kommen noch Medien hinzu (Germanys next Topmodel lässt grüßen) und schon hat man die A....karte gezogen, wenn man innerlich noch nicht so stabil ist.
Aber es ist alles ein Lernprozess.
Ein Weg zu Dir selbst.
Leider fehlt vielen der objektive Blick, wenn sie ihr Spiegelbild ansehen.
Leider gibt es auch immer noch Deppen, die ihre Freundinnen "schlank halten" wollen und ihnen charmante Sprüche an den Schädel hauen, wenn der Po endlich runder wird.
Genau das sind aber die Bubis, die einer Jennifer Lopez sabbernd nachkriechen würden.
Spürt man da Ärger in meinem Ausdruck? YESSSS! Ich könnte diese kleinen Jungs an die Wand stellen!
Ich stärke jeder meiner Ladys den Rücken, damit sie vor so doofen Kommis gefeit sind.

Zurück zu den Zahlen.

Wie kommst Du raus aus diesem Zahlengefängnis?
Ich habe keine Patentlösung für Dich.
In vielen Köpfen steckt folgendes fest:

Kleidergröße 34 = sexy und happy
Kleidergröße 36 und mehr = fett und häßlich.

1000- 1200 Kalorien täglich = diszipliniert und gut.
1500 und mehr Kalorien = fett und gefräßiges Monster. 

Solange Du Dich darüber definierst, wirst Du NIE glücklich.
Du wirst immer an Dir zweifeln, sobald sich Dein Körper verändert.
Du wirst Deine innere Leere immer mit Zahlen ausfüllen, die Dich über einen gewissen kurzen Zeitraum zufrieden machen. Eine trügerische Zufriedenheit.

Ich weiß, es hört sich an wie der größte Eso-Mist, aber der 1. Schritt zu einem gesunden und sexy Körper ist das Akzeptieren des eigenen Körpers (ich spreche hier ganz bewusst nicht von der Liebe zum eigenen Körper, denn davon sind die Chicks weit entfernt).

In meinen Challenges habe ich das so gemacht, dass zu Beginn gewogen wurde. Und dann nicht mehr! Wer sich dennoch wöchentlich auf die Waage gestellt hat, der hat von mir eine Strafaufgabe erhalten (man muss die Damen ja anderweitig beschäftigen). Ich weiß, dass einige dennoch heimlich auf die Waage gehüpft sind. Aber von mir gab es immer ein klares NEIN dazu. Und lustigerweise haben die, die am meisten darüber gejammert haben, dass da nichts passiert, die größten Schritte gemacht. Nur waren die nicht auf der Waage sichtbar, sondern auf den Fotos, die dann gemacht worden sind.
Deshalb rate ich euch an, regelmäßig Selfies zu machen.
Darüber bekommt ihr einen sehr guten Überblick über eure Fortschritte.
Auch das Maßband ist mitunter ein guter Freund.
Oder der Caliper.
Aber die Waage taugt nur bedingt was.

Meine Waage ist so clever, dass sie mir 5 verschiedene Werte ausspuckt, wenn ich mich 5 x nacheinander drauf stelle.
Wenn hier jemand jedes Gramm zählt, der bekommt eine Krise!
Also sage ich meiner Waage, dass sie noch viel bescheuerter ist, als ich dachte und stell sie weg.

Ich habe in den Jahren, in denen ich sehr aktiv Kraftsport betreibe, über 10 Kilo zugenommen.



Wenn Du Fotos von mir siehst, dann wirst Du aber wenig Fett an mir entdecken.
Trotzdem zeigt die Waage mehr an als vorher. Und vorher war ich skinny fat - ich sah nach mehr aus.
Und obgleich ich Dir all das zeigen und belegen kann - es wird Dir nicht helfen, bevor nicht auch Dein innerer Schalter sich umstellt.

Du musst Dich trauen, neue Wege zu gehen.
Und das ist so schwer, da Neues Angst macht.

Aber ganz ehrlich: Hattest Du vor dem 1. Date mit Deinem Traumtypen nicht auch Schiss?
Und trotzdem hast Du Dich aufgemöbelt und bist hin.
Weil Du Hoffnungen hattest. Und Träume. Und Wünsche. Und die waren stärker als diese doofe Angst.
Und exakt so muss es auch sein, wenn Du um Dich kämpfst!
Es ist toll, etwas für einen anderen zu machen.
Aber das ist eigentlich noch viel gefährlicher, denn der andere kann irgendwann abhauen oder Dich verletzen etc.
Du aber hast Dich immer.
Ein ganzes Leben lang.
Wie seltsam, dass viele es sich nicht wert sind, um gut für sich zu sorgen und genau so viel Zuneigung für sich selbst zu empfinden, wie für einen fremden Menschen.....






Vielleicht, aber auch nur vielleicht regt Dich dieser Beitrag etwas an, um darüber nachzudenken.

Das wäre bereits ein großer Schritt.

Einer, den ich Dir wünsche.......




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