Mittwoch, 10. Februar 2016

The real me....


"Du hast einen schönen Schreibstil. Auch Deinen Blog verfolge ich sehr gern", hörte ich sie sagen.

Ich schmunzelte. Ich freute mich. In solchen Momenten sind meine Lippen zusammengeklebt, weil ich nicht weiß, wie ich mit so lieben Worten umgehen soll.
Also nuschelte ich mir was zurecht, senkte den Blick und freute mich still.

Dieses Kompliment berührte mich ganz besonders.
Und ließ mich nachdenklich zurück.

Schreiben ist etwas ganz anderes, als Trainingspläne erstellen oder das Coachen einer "wilden" Fitness-Freak-Gang.

Ich liebe meinen Job als Trainerin. Und auch hier lasse ich meinen Stil und mein Herz mit einfließen. Aber ich erfinde keine neuen Übungen, habe das Joggen nicht entwickelt - alles ist bereits auf der Welt.....und ich setze es mit Freuden zusammen, um meine Leute auf Trab zu halten.

Beim Schreiben aber gebe ich jedem Wort ein Stück meiner Seele mit.
Jeder Satz scheint wie neu entdeckt, weil er mir gehört, mich vielleicht auch zeigt.

Da gibt es Welten, die nur ich bereist habe - und die ich mit dem Leser teilen möchte.
Sorgsam achte ich auf jede Silbe, auf dass sie dem Leser ein Boot ist, das sie sanft in meine Welten führt.
Darin gehe ich auf. Ich erblühe und merke, wie meine Sprache plötzlich eine ganz andere wird....
Der kleine freaky Poet in mir ist wachgeküßt und freut sich darüber, sich endlich wieder austoben zu dürfen.

Rückblickend kann ich verraten, dass ich all meine Bücher und Artikel unter einem anderen Namen verfasst habe.
Mir wurde von meiner damaligen Verlegerin dazu geraten. Also nahm ich Phantasienamen an und schrieb darunter.

Und ich schrieb aus ganzer Seele.
Weil ich sicher war.
Weil ich mich hinter meinem Phantasienamen verstecken konnte.
So konnte ich auch persönliche Erlebnisse und Herzschmerz einfließen lassen......und darüber verarbeiten.

Schreiben kann eine Therapie sein. Für mich war es das ganz sicher.
Da ich das mit Sport ebenso sehe, bin ich heute volltherapiert - YAY! :-)

Und dann kam da die Idee mit dem Blog.

Ich freute mich tierisch darüber, dass ich auf diesen revolutionären Gedanken gekommen bin, denn so konnte ich wieder schreiben (ich hatte in der letzten Zeit nicht die Ruhe dafür).....und zwar alles, was mich bewegt und treibt, denn das ist ja mein Blog, meine Spielwiese.

Grandios!

Ich war immer noch unglaublich begeistert von mir.
Bis ich dann merkte: die Leute wissen aber, wer ich bin (ich brauche manchmal etwas länger zum schlüssigen Denken)! Manche kennen mich sogar persönlich!

Und dann sitze ich vor einer blanken Seite.
Und jedes Wort bleibt im Hals und in der Fingerspitze hängen.

Wie viel von mir zeige ich?
Wieviel echt sein erlaube ich mir?

Es ist einfach, einen Artikel über Bauchmuskeln oder eine Trainingsmethode zu verfassen. Hier kann ich aus meiner Erfahrung erzählen und mich auf Studien stützen.
Hier fährt mir so schnell keiner an den Karren.

Aber bei diesen Artikeln möchte ich es nicht belassen.
Es gibt so unendlich viele Seiten im Netz, die alle Infos wunderbar zusammengetragen haben - mit Hochglanzbildchen und YouTube-Video inklusive.

Ich beleuchte Bekanntes gern neu und schreibe, mit meinen Erfahrungen vermischt, gern darüber.

Das allein würde mich aber nicht glücklich machen. Dafür braucht die Welt nicht noch einen Blog.

Ich möchte auch andere Seiten aus meinem Leben zeigen.
Und das wird persönlich.
Verstecken ist da nicht mehr.
Und das ist gefährlich.

Ich muss damit rechnen, dass nicht jedem gefällt, was ich schreibe - und wie.
Ich muss Kritik einstecken können.
Und das ist nicht einfach, wenn man etwas von sich hergibt.
Ich bin sensibel und ich weiß, ich werde daran knabbern.
Aber ich werde auch daran wachsen.
Es wird Zeit.....

Mag sein, dass ich bei manchen Themen auf Kopfschütteln stoßen werde.
Auf Unverständnis.
Manches wird überraschen.
Einiges wird befremdlich angesehen.
Aber alles wird zu mir gehören.

Und ich werde versuchen, Dich mit meinen Worten in meine Welt sehen zu lassen.
Vielleicht ziehst Du verschreckt Deinen Kopf wieder ein.
Vielleicht aber werde ich Dich ein wenig verzaubern......Dich nachdenklich machen.....Dich auf andere Denkwege führen.
Es wäre mir ein Fest.

Es ist neu für mich, mit meinem Namen zu schreiben.
Ich muss mich da herantasten, muss Vertrauen fassen.
Vertrauen zu mir.

Die ersten Baby-Schritte sind gemacht.
Und es fühlt sich gut an.

Ich atme tief durch.
Das muss Freiheit sein.

Ich lächel still in mich hinein.

"Ich mag es, wie Du schreibst", höre ich in meinem Kopf.

"Ich auch", flüster ich zurück.

Und sie setzte an zum Flug.......





(Photo: unbekannt)

2 Kommentare:

  1. Liebe Anne!
    Ja, ich bin jemand der Dich persönlich kennt...
    Ja, ich liebe Dein Buch...
    Ja, ich liebe Deine Art zu Schreiben....
    Ja, ich liebe Deine Geheimnisse....
    Ja, ich liebe die Magie der anderen Welt...
    Ja, ich bin dankbar, dass ich Dich kennenlernen durfte...
    Ja, ich habe es sehr vermisst etwas von Dir zu lesen...
    Ja, ich freue mich riesig über Dein neues Baby...dieser Blog!
    Ja, schreibe bitte weiter... egal was andere davon halten!
    Ich liebe es und ich freue mich auf weitere Zeilen von Dir!!!!
    Ganz liebe Knuddeldrückergrüße
    Deine Elke

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